Brasilianische Gefühle - Washington de Oliveira ruft mit seinem „Cor em Canto“ eine neue Reihe ins Leben
WESER KURIER am 30.11.2014
„O Samba brasileiro“: Der „Cor em Canto“ gibt am Freitag, 5. Dezember, um 19.30 Uhr ein Konzert in der Aula des Gymnasiums Hamburger Straße. Der deutsch-brasilianische Chor unter der Leitung von Washington de Oliveira präsentiert gemeinsam mit Musikern die ganze Vielfalt des Sambas. Das Konzert ist der Auftakt einer Reihe, in der den Bremern brasilianische Rhythmen vorgestellt werden sollen.
Chorleiter Washington de Oliveira (Mitte) ist in Bremen mit offenen Armen empfangen worden und bringt mit dem „Cor em canto“ Bremern brasilianische Musik nahe.
Die positive Energie ist im Probenraum im Gymnasium Hamburger Straße förmlich mit Händen zu greifen. Die Mitglieder des deutsch-brasilianischen Chores „Cor em Canto“ stehen im Kreis, reiben ihre Handflächen im Sechzehntel-Takt übereinander und klopfen ihrem Nachbarn den Samba-Rhythmus auf die Schulter. Sie intonieren lautmalerisch die bekannte Hymne Brasiliens, stampfen temperamentvoll auf und proben dazu gekonnt den lockeren Hüftschwung.
Besser könnte Samba animado auch nicht am Zuckerhut klingen. Der aus dem brasilianischen Recife stammende Chorleiter Washington de Oliveira spielt auf dem Keyboard einige Töne an und lebt die Klänge mit dem ganzen Körper. Gute-Laune-Musik vom Zuckerhut, die die Wintertemperaturen, die draußen herrschen, im Handumdrehen vergessen machen. Wer Lust auf einen Abend hat, bei dem unter dem Titel „O Samba brasileiro“ die ganze Vielfalt des brasilianischen Samba erklingt, der ist am Freitag, 5. Dezember um 19.30 Uhr, genau richtig in der Aula des Gymnasiums Hamburger Straße.
Zum Auftakt der von Chorleiter Washington de Oliveira initiierten Reihe zu brasilianischen Rhythmen, präsentiert „Cor em Canto“ alle Spielarten des Samba, mit der Sängerin Cleo Fernandes und dem Percussionisten Pernalonga und der brasilianischen Mestra, der Meisterin des Capoeira, Maria Pandereiro. „Er hat seinen Ursprung in der Folklore-Tradition, seine Wurzeln liegen in Brasilien, aber auch in Afrika und Europa“, erläutert der Chorleiter, ein ausgebildeter Sänger. Auch der Musiker Ralf Benesch wirkt mit.
Die brasilianische Szene, zu der weitere Bremerinnen und Bremer in der neuen Reihe Kontakte knüpfen können, sei ziemlich groß, sagt der Chorleiter. Beim „Cor em Canto“ sind allerdings lediglich eine Portugiesin und zwei Brasilianerinnen Mitglied, darunter Antonieta Santos. Die Sängerin aus dem Nordosten Brasiliens lebt seit 22 Jahren in Bremen und ist in Klein-Mexiko zu Hause. Mit ihrer Tanzgruppe mischt sie auch beim Bremer Samba-Karneval kräftig mit. „Wir werden am Freitag ein Livekonzert mit vielen Musikbeispielen geben“, erzählt Washington de Oliveira. Dazu geben die Brasilianer kurze Hintergrundinformationen zum wohl bekanntesten aller brasilianischen Musikstile, dem Samba. Und wer aus dem Publikum Lust dazu hat, kann dann gleich mittanzen. Und zwischendurch etwas Brasilianisches essen.
„Ich bin stolz auf meine Musik und darauf, dass die Deutschen diese Musik so sehr lieben“, sagt Washington de Oliveira. Dass die Gesangsformation viel Spaß hat, ist bei den Proben zu spüren. Alle haben ein Faible für das südamerikanische Land. Viele haben dort eine Zeit lang gelebt oder sind zumindest schon mehrfach dort hingereist.
Anspruchsvolles Niveau
Wie der Neuzugang Vera Kuenzer. „Von daher hatte ich schon immer eine große Aufmerksamkeit für brasilianische Musik“, sagt die Schwachhauserin. „Ich habe Freunde, die hier im Chor gesungen haben, so ist der Kontakt entstanden. Und dann habe ich relativ lang versucht, hier Mitglied zu werden. Denn das Niveau ist hier schon sehr anspruchsvoll.“
„Wir sind immer auf der Suche nach neuen Chormitgliedern“, betont Washington de Oliveira. Geprobt wird mittwochs von 19.30 bis 20.30 Uhr im Gymnasium an der Hamburger Straße. Ehrensache, dass die Chormitglieder, darunter auch der Findorffer Karl-Holger Meyer, der Neustädter Wolfgang Henk oder Marlies Fangmann aus dem Peterswerder, bei ihren Konzerten in T-Shirts auftreten, die mit der brasilianischen Flagge bedruckt sind, oder in selbst genähten Outfits in den Nationalfarben des Landes. Da swingt im Chorgesang die Leichtigkeit des Seins gleich noch viel besser mit. Die Bereitschaft zum phonetischen Portugiesischlernen ist die Voraussetzung, um bei „Cor em Canto“, was so viel wie „Farbe im Gesang“ bedeutet, mitzumachen. Wenn man’s einmal kann, klingt die musikalische Sprache unglaublich lässig.
Washington de Oliveira ist vor vier Jahren der Liebe wegen nach Bremen gekommen, lebt jetzt im Viertel und leitet drei Chöre. „Ich bin hier mit offenen Armen aufgenommen worden. Die Bremer haben ein großes Herz für Brasilien, und sie singen unglaublich gern“, schwärmt der Mann, der schon seit 20 Jahren Chöre leitet. Schon als Jugendlicher hat er in der Kirche mit der Chorarbeit begonnen.
„O Samba brasileiro“ am Freitag, 5. Dezember, um 19.30 Uhr in der Aula des Gymnasiums Hamburger Straße. Der Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen.
Weser Report 28.05.2010